
Es gibt diese Tage, an denen man aufsteht und merkt - heute geht nicht viel. Die Müdigkeit lässt kein konzentriertes Arbeiten zu. Ständig schweifen die Gedanken ab und am liebsten würde man wieder ins Bett gehen.
Weil das in der Regel nicht möglich ist, muss eine andere Lösung her. Die einen probieren es mit viel Kaffee, andere setzen auf Gehirndoping.
Drogen? Nicht unbedingt. Es gibt einige natürliche Nahrungsergänzungen, die als Nootropikas bezeichnet werden und in den letzten Jahren vermehrt für Aufmerksamkeit gesorgt haben. Was ist dran an diesen “smart drugs”?
Wie dich Nootropikas wacher, motivierter und kreativer machen können
Nootropikas sollen eine positive Wirkung auf das Gehirn haben und sind nicht verschreibungspflichtig. Sie sind also für jedermann erhältlich, der seine Kreativität, Gedächtnisleistung oder Motivation pushen will. Auch in Bezug auf Aspekte wie die Entscheidungs- oder Planungsfähigkeit, wie etwa bei der Substanz Modafinil, können sich verbessernde Änderungen einstellen. (1)
Sie helfen Schülern genauso wie Berufstätigen und Sportlern, die sich auf ihre mentale Stärke verlassen müssen. Aber auch im Alter sind sie sehr hilfreich, wenn die Gehirnleistung langsam nachlässt. Es gibt sehr unterschiedliche Nootropika, von denen wir einige vorstellen wollen.
Ein legales Aufputschmittel haben wir bereits weiter oben erwähnt: Koffein. Kaffee gehört für die meisten von uns zum Alltag, doch Koffein kommt auch in Tee und dunkler Schokolade vor.
Die Einnahme spezieller Koffeintabletten ist also eigentlich gar nicht nötig, denn mit zwei bis drei Tassen Kaffee am Tag ist die Menge Koffein erreicht, die das Gehirn stimuliert und die Aufmerksamkeit erhöht.
Viele Menschen fühlen sich energetischer, doch wer zu viel Koffein zu sich nimmt, bekommt auch die negativen Auswirkungen wie Zittern und Schlafstörungen zu spüren.
Sind Nootropika rezeptpflichtig?
Ein eher unbekanntes Nootropika ist Noopept, obwohl es das Präparat schon länger gibt. Russische Forscher haben es in den 1970er-Jahren entwickelt. Es soll in seiner Wirkung Piracetam enthalten, ein Mittel, das inzwischen auch bei Demenz eingesetzt wird.
Es ist wie Noopept auch rezeptpflichtig, wirkt aber stärker. Noopept soll das Lernvermögen ebenso verbessern wie die Gedächtnisleistung. Auch bei Schäden, welchen durch einen hohen Alkoholkonsum herbeigeführt wurden, kann die Einnahme unterstützend wirken. (2)
Deswegen wird es häufig von Studenten eingenommen, die sich auf ihr Prüfungen vorbereiten müssen. In Deutschland ist es nicht frei erhältlich, aber in anderen EU-Ländern.
Das nächste Nootropika ist rezeptfrei, aber geschmacklich nicht jedermanns Sache: Fischöl. Glücklicherweise gibt es das Mittelchen auch als Kapseln. Sie enthalten viel Docosahexaensäure und Eicosapentaensäure.
Dabei handelt es sich um Omega-3-Fettsäuren und die mag das Gehirn besonders. Ein Viertel unseres Gehirnfetts besteht aus Docosahexaensäure. Eine intensive Kapsel- Supplementierung dieser ungesättigten Fettsäure erzielt jedoch entgegen vieler Behauptungen keine nennenswerten bzw. nachhaltigen Ergebnisse oder Veränderungen. (3)
Es sorgt dort für eine stabile Struktur und Funktion, während die Eicosapentaensäure Entzündungen hemmt. So soll der Alterungsprozess des Gehirns verlangsamt werden.
Kein Wunder also, dass Fischöl das Denkvermögen und die Reaktion verbessert. Dank Eicosapentaensäure kann es sogar zu einer Stimmungsaufhellung bei Depressionen führen.
Wer Fisch mag, isst einfach zwei Mal pro Woche ölige Arten wie Lachs und spart sich so das Geld für Fischölkapseln.
Bekannt aus der chinesischen Medizin
Eines der bekanntesten Nootropika ist Ginkgo, ein Baum aus China. Hierzulande wird es als pflanzliche Nahrungsergänzung in Kapsel- oder Tablettenform angeboten. Es lässt das Gehirn besser durchbluten und verbessert so dessen Leistung.
Vor allem im Alter, so einige Studien, kann Gingko die Verringerung der Gehirnfunktion mindern. Kein Wunder also, dass es bei vielen Menschen sehr beliebt ist.
Aber auch körpereigene Stoffe wie die Aminosäure Acetyl-L-Carnitin oder Kreatin zählen zu den Nootropika. Sie sind mitverantwortlich für einen funktionierenden Stoffwechsel und die Energiebereitstellung. Mit Acetyl-L-Carnitin steigt die Aufmerksamkeit und auch dieses Mittel verlangsamt die altersbedingte Abnahme der Hirnfunktion.
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Angeblich hilft es auch bei Demenz und Alzheimer. Wie es bei gesunden Menschen wirkt, ist hingegen wissenschaftlich umstritten. Aber Acetyl-L-Carnitin schadet ebenso wenig wie Kreatin.
Kreatin muss man dem Körper nicht zwangsläufig als Nahrungsergänzung zufügen, denn es kommt auch in Fisch, Fleisch und Eiern vor. Vegetariern hingegen fehlt es häufig an Kreatin. Für sie empfiehlt sich eine zusätzliche Einnahme, um die Gedächtnisleistung positiv zu beeinflussen.
Ist die Wirkung von Nootropika erwiesen?
Wenn es um Nootropika geht, ist häufig auch vom Rosenwurz die Rede. Dabei handelt es sich um das Dickblattgewächs Rhodiola rosea.
Es wird gerne in der chinesischen Medizin verwendet, um das Wohlbefinden der Menschen zu steigern. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist der Einsatz von L-Theanin, welches beispielsweise in Tee enthalten ist. Durch eine erhöhte Dosis kann eine Entspannung herbeigeführt werden, welche jedoch keine einschläfernde Wirkung mit sich bringt. (4)
Auch in Zusammenhang mit psychischen Einschränkungen können hierbei positive Effekte erzielt werden. Die Einnahme von Piracetam kann beispielsweise bei der Behandlung von Post-Traumatischen Störungen sowie bei Psychischen Störungen wie Depressionen und Angststörungen eine Verbesserung bewirken. (5)
Es gibt noch viele weitere rezeptfreie Nootropika, die alle ähnlich wirken. Dazu gehören Cholin, Guarana, Ginseng oder die Schlafbeere. Bevor man jedoch zu diesen Nahrungsergänzungsmittel greift, sollte man den Ursachen für die mentale Erschöpfung auf den Grund gehen.
Dazu können Stress, zu wenig Schlaf, eine falsche Ernährung und Rauchen gehören. Idealerweise werden diese Energiefresser aus dem Alltag verbannt. Dann sind Nootropikas unter Umständen gar nicht notwendig.
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Einzelnachweise (5)
1.
Battleday RM, Brem AK. 2015. Department of Experimental Psychology, University of Oxford, Oxford, United Kingdom; Berenson-Allen Center for Noninvasive Brain Stimulation, Division of Cognitive Neurology, Department of Neurology, Beth Israel Deaconess Medical Center, Harvard Medical School, Boston, MA, USA. Eur Neuropsychopharmacol. 2015 Nov;25(11):1865-81. doi: 10.1016/j.euroneuro.2015.07.028. Epub 2015 Aug 20.
Quelle
2.
Ostrovskaya RU, Belnik AP, Storozheva ZI. 2008. Laboratory of Psychopharmacology, V. V. Zakusov Institute of Pharmacology, Russian Academy of Medical Sciences, Moscow, Russia. Bull Exp Biol Med. 2008 Jul;146(1):77-80.
Quelle
3.
Anthony A. Bavry, MD, MPH, FACC. 2019. American College Of Cardiology
Quelle
4.
Nobre AC, Rao A, Owen GN. 2008. Unilever Food and Health Research Institute, Olivier van Noortlaan 120, Postbus 114, 3130 AC Vlaardingen, The Netherlands. Asia Pac J Clin Nutr. 2008;17 Suppl 1:167-8.
Quelle
5.
Malykh AG, Sadaie MR. 2010. NovoMed Consulting, Silver Spring, Maryland 20904, USA. Drugs. 2010 Feb 12;70(3):287-312. doi: 10.2165/11319230-000000000-00000.
Quelle